Historischer Hintergrund

Gleich zu Anfang des Ersten Weltkriegs hat die britische Regierung entschieden, einige deutsche Staatsbürger aus Sicherheitsgründen zu internieren. Es gab schon ein militärisches Übungsgelände in Stobs, in der Nähe von Hawick zirka 90 Km. südlich von Edinburgh, und es wurde entschieden, dort ein Internierungslager zu etablieren. Die Rolle dieses Lagers, die Art der Leute, die dort interniert waren, und die Umstände der Internierten haben sich alle verändert, aber das Lager war ununterbrochen von 1914 bis 1919 in Benutzung. Im Laufe der Zeit wurde das Lager nur für Militärgefangene verwendet. Die deutschen Marinesoldaten, die das Seegefecht bei den Falklandinseln am achten Dezember 1914 überlebt haben, wurden in Stobs interniert. Im Juli 1916 wurden alle Zivilgefangenen nach Knockaloe auf der Insel Man geschickt, mit der Auswirkung, dass von diesem Zeitpunkt an Stobs ausschließlich als Militärlager diente. Die Entscheidung im Jahr 1916, dass in Zusammenarbeit mit der Schweiz und den Niederlanden einige Gefangene ausgetauscht werden sollten, hat das Leben im Lager deutlich gestört. Auch die Entscheidung Arbeitslager zu gründen hat einen großen Einfluss auf die Lagerbevölkerung gehabt.

Diese Website ist der Stobsiade – der Lagerzeitung – gewidmet. Es wurden insgesamt 39 Ausgaben veröffentlicht und eine zusätzliche ist mit der Zensur in Konflikt geraten. Die Zeitung wurde im Lager durch einen professionellen Schriftsetzer gesetzt und in Hawick gedruckt. Sie wurde sowohl im Lager als auch in Deutschland verkauft. Obwohl die Zeitung der Zensur unterlag – über gewisse Themen wie Störungen in der Technik im Lager, Flucht aus dem Lager und Suizid der Insassen wurde nicht berichtet, liefert die Zeitung einen detaillierten Einblick in das Leben im Lager und die Auswirkung von Inhaftierung auf die Stimmung der Insassen. Sie schildert auch die Bemühungen der Gefangenen sowie der wohltätigen Einrichtungen – wie zum Beispiel den YMCA und die Gesellschaft der Freunde – das Leben hinter Stacheldraht gehaltvoller zu machen. Der Schriftverkehr zwischen Mitgliedern der Gesellschaft der Freunde ist ein nützliches Instrument, den Umfang der Zensur der Zeitung zu prüfen. Als die Zivilgefangenen das Lager Richtung Knockaloe verließen, hat es eine störende Wirkung auf die Zeitung gehabt. Es ist interessant zu bemerken, dass in deren letzter Ausgabe Nr. 14, die Redakteure, die alle Zivilisten waren, sich verabschiedet haben – ohne zu sagen, wohin sie gingen. Vermutlich war das eine Auswirkung der Zensur. Als sie in Knockaloe ankamen, haben einige von ihnen eine neue Zeitung gegründet – die Lager Zeitung. Der erste Satz der ersten Ausgabe dieser Zeitung war „Wir sitzen — darüber besteht kein Zweifel“ – genauso wie in der ersten Ausgabe der Stobsiade. Die verbliebenen Militärs haben sich entschieden, die Zeitung neu zu gründen. Das hat eine störende Wirkung auf die Nummerierung gehabt. Die erste militärische Ausgabe wurde mit der Nummer 1(15) versehen, aber bald wurden die alten Nummern nicht mehr verwendet. Das kann für den Leser irreführend sein. In dieser „ersten“ Ausgabe der Zeitung 1 kommt die Absicht, den Lesern in Deutschland ein Bild des Lagerlebens zu liefern, klar zum Ausdruck. Jetzt, mehr als hundert Jahre später, können wir immer noch von dieser Absicht profitieren.