Theater und Musik

Nur durch Selbstorganisation war es möglich, Unterhaltung in Stobs zu realisieren. Die Weihnachtsrevue war in Vergleich mit dem Kantinenball ein wichtiger Schritt voran 1, 2. Die Eröffnung der Y.M.C.A.-Halle im Militärlager 3 und der Halle im Zivillager (auch von der Y.M.C.A. zur Verfügung gestellt) 4 lieferten passende Umgebungen, in denen Begabungen weiterentwickelt werden konnten. Das führte zu einem Aufblühen des Laientheaters. Die Rezension vom „Zerbrochenen Krug“ von Kleist, aufgeführt im Januar 1917 dokumentiert den Fortschritt der erreicht worden war 5. Nicht nur schauspielerisches Können war gefragt, die Errichtung von Bühnenbildern und die Ausstattung mit Kostümen hat unter Lagerbedingungen eine deutliche Erfindungsgabe erfordert. Bis sie nach der Gründung der Arbeitslager im Mai 1917 aufgelöst wurden, haben die Theaterfreunde eine wichtige Rolle im Lager gespielt 6. Der Drama-Verein war von ungefähr Oktober 1916 7 bis Dezember 1918 tätig 8. Der Theaterverein „Apollo“ wurde 1917 gegründet und hat einen guten Ruf gehabt.

Es ist bemerkenswert, dass viele der zeitgenössischen Autoren (Hermann Sudermann, Karl Schönherr und Ludwig Fulda) deren Werke aufgeführt wurden, nicht mehr beliebt sind, wobei Autoren, die jetzt als repräsentativ für das Zeitalter erachtet werden, kaum Erwähnung fanden. Diese Aufführungsliste liefert Informationen über die verschiedenen Theatervorstellungen im Lager und ihre Beziehung zu den Stobsiade-Ausgaben..

Die Musiker im Lager waren sowohl an eigenen Konzerten als auch an Theateraufführungen und sogar Gymnastikveranstaltungen beteiligt. Es gab ein Lagerorchester, ein Zitherklub, einen Männerchor, ein Streichquartett, ein Streichorchester und eine Blaskapelle. Wahrscheinlich waren einige der Musiker an mehreren Ensembles beteiligt. Das Orchester wurde von Herrn Beu dirigiert, dessen Anstrengungen äußerst geschätzt wurden 9. In Juli 1916 kam Vize-Feldwebel Bachenheimer, von Beruf Konzertsänger, ins Lager 10. Seine Aufführungen wurden durchwegs positiv aufgenommen.

Der Gesangverein „Gefangener Vogel“, der im Lager beliebt war 11, wurde eine Zeitlang an das Arbeitslager in Dalmellington geschickt, wo er auch ein Konzert veranstaltet hat 12. Nach seiner Rückkehr setzte er seine Aufführungen in Stobs fort 13, und hat seinen guten Ruf beibehalten. Einmal hat die Stobsiade Unruhe verursacht, als sie die Aufführung des „Ave-Maria“ von Gounod kritisiert hat, weil sie auf Musik von Bach basiert war. Sie hat argumentiert, dass die Musik „eine Verballhornung unseres großen deutschen Komponisten“ war 14. Das führte zu einer beherzten poetischen Erwiderung in der nächsten Ausgabe 15.